Helikopter-Eltern: 7 Tipps zurück in die Normalität

30 Juni 2022

Oft belächelt und von vielen gefürchtet: die Helikopter-Eltern. Kinder kommen nicht mit einer Bedienungsanleitung auf die Welt. Der Wunsch und immer mehr auch der Druck, alles richtig machen zu wollen und erfolgreiche Kinder heranzuziehen, lässt viele Mütter und Väter in die Helikopter-Falle tappen. Das heißt, sie werden zu Eltern, die sich ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten und um sie „herumfliegen“, um sie zu beschützen, zu behüten und zu überwachen. An sich ist das auch ok, kann aber zum Problem werden, wenn es im Übermaß geschieht. Denn eine exzessive Überbehütung und Einmischung hindert die Kinder daran, Selbstständigkeit zu lernen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Sie rutschen in eine Abhängigkeitsbeziehung zu ihren Eltern, die den Verlust von Zielstrebigkeit zur Folge haben kann.
Eine Steigerung der Helikopter-Eltern sind die Rasenmäher-Eltern. Das ist fast so wie bei den Pokémons, die durch ständiges Trainieren zu einer stärkeren Version mutieren. In diesem konkreten Fall werden die Kinder nicht nur überbehütet, sondern es wird versucht, ihnen den Weg zu ebenen. Dann werden Hausaufgaben zur Elternsache und schlechte Noten zur persönlichen Kritik. Der Wunsch, den eigenen Kindern den Weg zu erleichtern und sie vor Fehltritten zu schützen, hat aber den gegenteiligen Effekt. Kinder, die selbst keine Fehler machen, können auch nicht aus diesen lernen und somit auch nicht mit Frustration umgehen.

Es ist ein komplexes Thema, doch unsere Erfahrung bei Kumon hat uns gezeigt, wie wichtig es für Kinder ist, Fehler zu machen. Es ist die Quelle, um sich neues Wissen anzueignen. Deshalb empfehlen wir allen Helikopter- und Rasenmäher-Eltern: Lernen Sie, loszulassen. Anstatt den Weg für ihre Kinder zu ebnen und ihn freizuschaufeln, sollten sie sie begleiten. Wenn gestolpert wird, eine helfende Hand anbieten und das Kind ermutigen, selbst wieder aufzustehen.
Aller Anfang ist schwer und deswegen haben wir 7 Tipps zusammengestellt, wie Helikopter-Mütter und Rasenmäher-Väter es schaffen können, aus der Überfürsorglichkeitsspirale herauszukommen

1. Vermeiden Sie Eltern-WhatsApp-Gruppen der Schulen
Es ist vielleicht der wichtigste Rat, den wir geben können und der vielleicht am schwierigsten umzusetzen ist, um nicht zum Assistenten des eigenen Kindes zu werden: Treten Sie nicht der Eltern-WhatsApp-Gruppe bei! Und wenn doch, dann bitte vermeiden Sie es, Ihr Kind an vergessene Hausaufgaben oder vorbereitende Prüfungen zu erinnern. Werden Sie nicht zu „WhatsApp-Schülern“, indem Sie die schulischen Pflichten Ihrer Kinder übernehmen. Ihr Kind muss lernen, mit den Konsequenzen seiner Taten umzugehen, d.h. wenn Hausaufgaben vergessen werden, dann muss es vor dem Lehrer selbst Verantwortung übernehmen und sich der Situation stellen. Nur so wird es lernen, sich das nächste Mal besser vorzubereiten und zu organisieren.
            
2. Helfen Sie ihrem Kind, Verantwortung zu übernehmen
Kinder von Helikopter-Eltern sind überbehütetet und lernen nicht, Verantwortung zu übernehmen, weil sie immer mühelos und sofort bekommen, was sie verlangen. Dabei übernehmen Kinder gerne Verantwortung, werden aber oft von den Eltern unterschätzt. Das kann schon beim Packen des Schulranzens anfangen. Übernehmen nicht Sie allein diese Aufgabe! Packen Sie ihn anfangs zusammen mit Ihrem Kind, damit es weiß, was hineinmuss, und später lassen Sie Ihr Kind den Ranzen selbst packen. Und wenn es einen Tag ein Heft oder Buch vergisst, ist das kein Weltuntergang, sicher wird es beim nächsten Mal besser aufpassen.

3. Lassen Sie Ihrem Kind Freiräume
So manches Kind hat einen strenger durchgeplanten Tagesablauf als der Bundeskanzler: morgens Schule, nachmittags Hausaufgaben, Sportverein, Musikschule etc. Zeit zum Spielen, Zeit zum Kindsein bleibt da selten. Oftmals ist es den Zeitplänen der Eltern geschuldet, ein anderes Mal dem Wunsch, das Kind so gut wie möglich auf die Erwachsenwelt vorzubereiten. Doch eine durchgeplante Freizeit lässt keine Zeit für Langeweile, die aber wichtig ist, um die Kreativität und Fantasie der Kinder anzuregen. Bei der Planung der außerschulischen Aktivitäten achten Sie daher darauf, was wirklich wichtig ist und worauf verzichtet werden kann. 

4. Lernen Sie, NEIN zu sagen
Eine Eigenschaft des „Overparenting“ von Helikoptereltern ist, den Kindern jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und diesen sofort zu erfüllen. Das schafft nicht nur abhängige Kinder, die sich um nichts kümmern und für nichts anstrengen müssen, sondern auch frustrierte Kinder, die beim ersten Versuch, wenn sie etwas nicht schaffen, aufgeben.
Versuchen Sie daher nicht, auf alle Wünsche Ihres Kindes gleich einzugehen. Setzen Sie Ziele, die mit einer Belohnung einhergehen (wenn…, dann…). Unterstützen Sie Ihr Kind, wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert, geben Sie Denkanstöße aber lösen Sie die Aufgabe nicht selbst. Sie werden sehen: Lernt Ihr Kind, aus eigener Anstrengung Ziele zu erreichen, wird es stolz auf sich sein, mehr Selbstvertrauen entwickeln und es beim nächsten Mal allein versuchen.

5. Lassen Sie den Trainer auf dem Sportplatz
Klar ist der Wunsch vieler Kinder (und vor allem deren Eltern), ein großer Sportler zu werden, doch ganz ehrlich: Wie vielen ist es vergönnt, so weit zu kommen? Wie viele Lionel Messi, Micheal Phelps oder Serena Williams gibt es denn? Wenn Ihr Kind Sport im Verein betreibt, dann ist das wunderbar, aber bitte schrauben Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch. Lassen Sie den Trainer auf dem Platz. Nutzen Sie die Heimfahrt nicht, um das letzte Spiel zu analysieren und Schwächen Ihres Kindes aufzuführen, das erhöht nur unnötig den Leistungsdruck. Besinnen Sie sich vielmehr auf das, warum Ihr Kind im Sportverein ist: abgesehen von der zusätzlichen Bewegung und dem Spaß hilft der Sport, Kindern Werte wie Durchhaltevermögen, Zielstrebigkeit, Gemeinschaft, Empathie und Verantwortungsbewusstsein zu lehren, und das sollte doch viel wichtiger sein als ein erster Platz im Klassement. Loben Sie Ihr Kind, auch wenn ein Spiel mal nicht ganz so gut gelaufen ist, und überlassen Sie dem Trainer die Spielanalyse.  

6. Lernen Sie loszulassen
Die ständige Angst um das eigene Kind, es könnte ihm etwas passieren, kann in einen Kontrollwahn enden. Dann wird nicht nur kontrolliert, mit wem wann und wo wie oft und wie lange gespielt oder sich verabredet wird, sondern es wird zusätzlich mit digitalen Standort-Apps überprüft. Diese Dynamik kann bei Kindern zu einem Vertrauensverlust führen, was sich wiederum negativ auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Lernen Sie daher schon frühzeitig, Schritt für Schritt loszulassen. Geben Sie Ihrem Kind mehr Autonomie und vertrauen Sie ihm. Sobald Sie sehen, dass die erste Hürde erfolgreich überwunden wurde, nehmen Sie die nächste in Angriff. Sprechen Sie mit Ihrem Kind offen darüber, was Sie von ihm erwarten, z.B. das Einhalten von festgemachten Zeiten, Ehrlichkeit etc. Reden Sie auch darüber, was vielleicht nicht so funktioniert hat wie gewünscht. Denken Sie daran: Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit; erfüllt Ihr Kind Ihre Anforderungen, geben Sie ihm etwas zurück. 

7. Selbstständigkeit fördern
Sie sind immer zur Stelle, wenn Ihr Kind Hilfe braucht? Sätze wie: „Komm ich mach‘ das schon“ oder „Lass mich mal“ gehören zur Ihrem Standard-Repertoire? Dann ist es an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. Helfen ist gut gemeint, führt aber in die gegensätzliche Richtung der Selbstständigkeit. Die Aufgabe der Eltern besteht darin, ihre Kinder auf die große weite Welt vorzubereiten. Doch wie sollen Kinder die Herausforderungen von morgen meistern, wenn sie es nicht gelernt haben, weil immer jemand für sie einspringt? Kinder müssen hinfallen, um Laufen zu lernen. Das Wunderbare an Kindern ist doch, dass sie noch so oft hinfallen können, sie stehen immer wieder auf, bis sie es endlich geschafft haben. Dann ist der Stolz in ihrem Blick, etwas selbst geschafft zu haben, unermesslich. Diese Selbstständigkeit gibt unseren Kindern Selbstvertrauen und ist die Grundlage des Selbstlernens, sich also aus eigener Kraft neues Wissen oder neue Fähigkeiten anzueignen. Helfen Sie Ihrem Kind, zu einem kompetenten und verantwortungsbewussten Menschen zu werden, der in der Lage ist, sich jeder Herausforderung zu stellen.
Bevor Sie also das nächste Mal zur Hilfe schreiten wollen, atmen Sie tief durch, überlegen Sie, ob Ihre Hilfe wirklich notwendig ist oder ob Ihr Kind es auch allein schaffen kann.

Bei Kumon fördern wir seit mehr als 60 Jahren das Selbsterlernen. Unsere Lernprogramme sollen Schülern dabei helfen, selbstständig zu denken, und ihre Fähigkeit fördern, Aufgaben selbstständig zu lösen und Lösungen zu finden.
Dabei steht eine Eins-zu-eins-Betreuung durch unsere Instructor (Betreuer / Trainer) im Vordergrund. Sie erstellen nach einem ausführlichem Einstufungstest einen individuellen Lernplan, der auf die jeweiligen Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers zugeschnitten ist. Sie begleiten die Schüler im Selbstlernprozess und fördern ihre Fähigkeiten, sich neues Wissen selbstständig anzueignen.

Wenn Sie Interesse an unserer Lernmetode haben, dann informieren Sie sich in Ihrem nächstgelegenen Kumon-Lerncenter oder fordern Sie hier einen kostenlosen Einstufungstest an.